Die neue Boeing 747-8I von Revell in 1:144 ist eine Eigenentwicklung der Bündener. Sie übertrifft den Bausatz von Zvesda in jeder Hinsicht und ist wahrscheinlich im Augenblick der beste Airliner Bausatz in 1:144 auf dem Markt.
Geschichte
Die Geschichte der Boeing 747 beginnt mit einer Niederlage: Beim Wettbewerb um den neuen Supertransporter der USAF in den 60er Jahren erhielt Lockheed 1965 mit der C-5 Galaxy den Zuschlag. Boeing bot daraufhin den Airlines seinen Entwurf überarbeitet als Passagierflugzeug an und Pan Am bestellte 1966 tatsächlich 25 Exemplare des neuen Riesenverkehrsflugzeuges. Damit war der Weg frei für den „Jumbo Jet“, wie die Presse das neue Flugzeug taufte. Am 9. Februar 1969 startete der Prototyp zu seinem Erstflug. Er war damals das größte Verkehrsflugzeug der Welt und blieb es auch bis zum Erscheinen des A380 2005. Er hatte 3 Decks: Auf der unteren Ebene lagerte die Fracht und das Gepäck der Passagiere, auf dem Hauptdeck saßen die Passagiere. Darüber lag das Cockpit und nochmals ein kleiner Passagierbereich, der anfangs als Bar oder VIP-Salon, später für zusätzliche Passagiersitze genutzt wurde. Diese „Haube“ blieb das Erkennungszeichen der 747. Auf die erste Serie 100 folgte die Serie 200, die auch als Nur-Frachter mit aufklappbarer Nase oder Convertible oder Kombi Fracht/Passagier angeboten wurde. Die Abmessungen dieser Flugzeuge blieben immer gleich. Allerdings begann man das Upperdeck zu verlängern. Zunächst wurden 200er 747 umgebaut, spätere Neubauten wurden mit Serie 300 bezeichnet. Daneben bot Boeing eine verkürzte Version 747SP mit extremer Reichweite an.
In den 80er Jahren erhielt der Jumbo ein Facelift. Die Version 400 erhielt das große Upperdeck der 300er Serie, wurde aber aerodynamisch und strukturell umgestaltet. Die 2m längeren Tragflächen erhielten Winglets an ihren Enden. Das neue Glascockpit benötigte nur noch 2 Mann Besatzung. 1989 wurde die erste 747-400 ausgeliefert. Mit über 700 gebauten Exemplaren ist dies die erfolgreichste Serie der 747.
Nachdem man sich zunächst auf die Entwicklung (787) und Weiterentwicklung (737 und 777) zweistrahliger Muster konzentriert hatte, kündigte Boeing im November 2005 eine neue, größere 747 Version an, die die Kapazitätslücke zwischen Boeing 777-300 und A340-600 und der A380-800 schließen soll. Dazu wurden der Rumpf um 6,50m und das Upperdeck nochmals gestreckt. Damit ist die Boeing 747-8 mit 76,30 Metern augenblicklich das längste Passagierflugzeug der Welt und löst den Airbus A340-600 (75,36 Meter) ab. Auch aerodynamisch wurde das Flugzeug verändert, statt der nach oben gebogener Winglets besitzt die 747-800 „Raked Wingtips“. Angetrieben wird die 747-800 von 4 General Electric GEnX Triebwerken, die über 20% sparsamer sein und 30% weniger Emissionen an die Umwelt abgeben sollen. Eine Frachter- unter der Bezeichnung 747-8 Freighter (747-8F) und die Passagier-Version 747-8I werden angeboten. Allerdings blieben die Bestellungen hinter den Erwartungen zurück. Bis 2012 waren lediglich 105 747-800 bei Boeing bestellt: 65 Frachter und 40 Passagierflugzeuge. Der größte Auftrag für die 747-8I kam von der Deutschen Lufthansa (LH Bezeichnung 747-830). Von 20 bestellten Flugzeugen sind seit Sommer 2012 bereits 4 ausgeliefert worden. Allerdings verweigerte die LH auch die Abnahme der ersten 747-8I, die vorher als Testflugzeug bei Boeing geflogen war, daher sollen nur insgesamt 19 Exemplare an LH geliefert werden. Ob unter den 108 Flugzeugen, die LH laut Vorstand 2013 neu bestellen will, auch 747-830 sind ist vorerst noch nicht bekannt. Bis zu 362 Pasagiere in 3 Klassen (FC-BC-EY) haben an Bord einer LH 747-830 Platz. Außer Lufthansa haben bis heute nur Korean Airlines und Air China die Passagierversion bestellt.
Hier die 4 LH 747-830, die 2012 an LH ausgeliefert wurden:
D-ABYA Brandenburg D-ABYC Sachsen
D-ABYD Mecklenburg-Vorpommern D-ABYF Sachsen-Anhalt
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Bausatz
Entsprechend ihrer Wichtigkeit und Popularität gab es 747 Modelle der Serien 100,200 und 400 von vielen Herstellern. Allerdings vermochte gerade im Airliner-Maßstab 1:144 keines so richtig zu überzeugen. Am besten kam noch das alte Revell Modell der 747 Classic weg, das jetzt als Space-Shuttle Transporter wieder aufgelegt wurde. Vom neuen 747-8I brachte dann Zvesda einen schönen Bausatz heraus, der die Linien des Jumbos fast perfekt wiedergab. Allerdings fanden einige Spezialisten mehrere kleinere Fehler. Zum Beispiel bemängelten sie den Übergang Rumpf/Tragfläche oder fehlende Details an Türen und Ladeklappen. Außerdem hatte das Modell nur Boeing Werkslackierung. Als Revell ebenfalls eine 747-8I ankündigte glaubte man zunächst wieder an ein Kooperationsmodell mit Zvesda, obwohl die Bündener dies dementierten. Nun ist das Modell da und es ist tatsächlich eine Eigenproduktion, die das Zvesda Modell in allen Bereichen übertrifft. Außerdem hat Revell neben der Lizenz von Boeing auch die der Lufthansa eingeholt und präsentiert so eine 747-830 der deutschen Airline. Der attraktive und praktische Stülpkarton ist randvoll mit 172 Teilen an 7 weißen und 3 Klarsichtspritzlingen (die Rumpfhälften liegen extra bei), die alle sorgfältig in Plastikbeuteln eingeschweißt sind. Auch einen Ständer zur Präsentation des fertigen Modells in Flugkonfiguration legt Revell bei. Der Zusammenbau wird von einer 15 seitigen Bauanleitung in 54 Schritten begleitet. 3 Seiten Risszeichnungen erklären Lackierung und Lage der Decals.
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2 Teile helfen gegen die sonst übliche Leere in Airlinercockpits: Sitze und Instrumentenbrett sind bereits auf dem Cockpitboden anmodelliert, nach hinten wird das Cockpit durch eine Rückwand begrenzt. Natürlich kann der Modellbauer sich hier noch an Details austoben. Nicht nur die Cockpitverglasung, sondern auch die Kabinenfenster liegen Klarsichtteile bei. Wer Decals bevorzugt: Revell hat auf dem umfangreichen Bogen auch Cockpit- und Fensterdecals gedruckt.
Auch die Fahrwerkschächte sind gut detailliert. Leider muß das Fahrwerk schon vor dem Zusammenbau der Rumpfhälften eingebaut werden, was für den weiteren Zusammenbau erhöhte Bruchgefahr bedeutet. Laut Bauanleitung sollte man 40gr Ballast im Bug anbringen, damit das Flugzeug später sicher auf dem Bugrad steht, obwohl das mittlere Hauptfahrwerk hinter dem Schwerpunkt angebracht ist. Im Bereich der Tragflächen wird der Rumpf noch durch einen Spant verstärkt. Die Tragflächen kommen in je 2 Hälften. Es ergeben sich aber trotzdem relativ scharfe Hinterkanten. Die Landeklappenschienen müssen aus je 2 Hälften zusammengeklebt extra an die Flügel montiert werden. Bei den Triebwerken hat Revell von Zvesda gelernt: Wie beim Dreamliner und Zvesdas 747-8I sind auch bei Revell die Fans so gestaltet, dass man wie beim Original hindurchsehen kann. Außerdem sind die Frontteile der Triebwerke als Ring gespritzt: Dadurch entfallen die sonst üblichen Spachtelarbeiten an den Klebenähten und es besteht auch keine Gefahr der Verformung durch zu starkes Klammern der Triebwerkhälften. Die gezackten Enden von Fan – und heißem Bereich werden extra montiert und sehen realistisch aus. Die zahlreichen Kleinteile wie Antennen und Staurohre sollten erst nach dem Lackieren angebracht werden.
Der Bemalungsplan ist ausführlich. Allerdings werden die Farben nur mit Revell Nummern benannt. Nachgemischt müssen nur 2 Töne für das Cockpit und die Triebwerke. Ansonsten trägt auch der neue Jumbo das Standardkleid der Lufthansa: Weiße Tragflächenoberseiten, Höhenruder und Rumpf bis zu den Tragflächen, hellgraue Tragflächen-Unterseiten, Rumpf ab Tragflächen abwärts und Triebwerke, LH-blaues Leitwerk mit dem blauen Kranich im LH-gelben Kreis (der als Decal beiliegt).
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Das umfangreiche und scharf gedruckte Decal läßt nur ein Lufthansa Flugzeug zu: Die erste 2012 gelieferte D-ABYA „Brandenburg“. Neben den üblichen Beschriftungen und Symbolen (Lufthansa, LH-Kranich, Star Alliance), Türmarkierungen und Walkways sind auch die Krueger Flaps als Decal dargestellt. Während das Cockpit nur als Rahmen oder als Volldecal vorhanden ist, sind die Kabinenfenster nur als Volldecal enthalten. Leider gibt es ja im Moment nur wenige Alternativen zum LH Finish. Besser sieht es bei der Frachtversion aus. Die Fenster zu verschließen ist angesichts der mitgelieferten Glasteile eine Kleinigkeit, aber die 747-8F hat auch ein anderes, nämlich das kurze Upperdeck der 747 Classic. Hier kommt Authentic Airliner / Kurt Lehmann dem Modellbauer zu Hilfe. Im Sortiment ist ein neues Upperdeck aus Resin, mit dem man den Passagierjumbo in einen Frachter verwandeln kann.
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Fazit
Die neue 747-830 von Revell ist ein Superbausatz. Trotz vieler Teile kann er auch relativ unerfahrenen Modellbauern empfohlen werden, vorausgesetzt, sie halten sich an die sehr ausführliche Bauanleitung. Der detaillierte, in Italien gedruckte Decalbogen rundet die positive Gesamterscheinung dieses Kits ab. Mit einem Preis um 25€ ist das Preis/Leistungsverhältnis durchaus in Ordnung.
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Steckbrief
- Bausatz: Boeing 747-8TM Lufthansa (=747-830) 1:144
- Neue Form
- Material: Polystrol,
- Anzahl Teile: 172
- Makierungsvarianten 1
- Hersteller/ Nr. Revell 04275
- Erscheingungstermin: Februar 2013
- Preis: ca.25.-€
Wir danken der Firma Revell für die Bereitstellung des Besprechungsmusters.
Ernst Kögel
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