Die mysteriöse weisse 11 – Einer von Nowotny´s Teufelsschwarm
Wer kennt das nicht, beim Wälzen diverser Bücher fällt einem immer wieder ein Bild auf, welches irgendwann mal die Vorlage eines Modells wird, das man schon immer mal bauen wollte.
So erging es mir vor vielen Jahren mit einem Bild in K.A. Merricks LUFTWAFFE CAMOUFLAGE AND MARKINGS 1933-1945 Volume One auf Seite 162. Als ich dieses Buch 2005 zum ersten Mal in den Händen hielt und durchblätterte ist mir sofort eine Fw 190A in den Farben des JG54 aufgefallen, welches zu dieser Zeit typisch für dieses Geschwader war.
Dieses Bild war auch der Grund dafür, dass ich mich immer wieder für farbenfrohe Maschinen der Ostfront im Maßstab 1:48 entschied. Nach immer wiederkehrenden Recherchen, auch für andere Projekte, kam ich zu dem Entschluss, dass es sich bei den Farben um eine Mischung aus RLM Tönen sowie Feldmäßig angepassten, frontbedingt zur Verfügung stehenden, evtl. sogar aus russischen Beständen benutzen Farben handelte, da weder die RLM 60´er noch späteren 80ér Farben 42-43 zur Verfügung standen.
.…aber wer flog diese Maschine??
Auf dem Bild sind, schaut man genauer hin, drei Fw190A-4 zu erkennen. Die Maschine im Hintergrund ist bereits aus mehreren Publikationen wie z.B „The Green Hearts“ bekannt. Bei dieser Maschine handelte es sich um die weisse 3 von Uffz. Karl-Heins Cordes, welcher in der 1. Staffel des JG54 flog, Staffelkapitän war zu diesem Zeitpunkt Walter Nowotny.
Am 1. Februar 1943 führt der inzwischen zum Oberleutnant beförderte Nowotny mit Karl Schnörrer, Anton Döbele und Rudolf Rademacher seinen legendären Jägerschwarm, die “Teufelskette”. Diese Piloten bildeten ein perfekt eingespieltes Team, dem der Gegner aufgrund ihrer Erfahrung, überlegener Taktik und sehr guter Ausrüstung nichts entgegenzusetzen hatte. Innerhalb eines Jahres erringt dieser Schwarm etwa 500 bestätigte Luftsiege und errang den Ruhm der beste Schwarm der Ostfront zu werden.
Die Maschine von Nowotny war bekanntermaßen die weisse 10, die seines Katschmareks Schnörrer die weisse 9, nach längeren Recherchen in diversen Publikationen und dem Internet kam ich auf den Hinweis, dass es sich bei der weissen 11 um die Maschine von Anton Döbele handelte und demnach die weisse 12 Rademacher zuzuschreiben war. Sicher ist diese Recherche antastbar, denn nach über 75 Jahren ist hier einiges an Informationen verloren gegangen.
Eduards Bausatz aus neuen Formen
Nachdem Eduard bereits 2006 eine Focke Wulf Fw190, damals war die erste Untervariante die A-8, auf den Markt gebracht hatte waren die Erwartungen schnell wieder gedämpft worden.
Zu viele Punkte waren dafür verantwortlich, dass das Modell nicht längerfristig an der Spitze der Bausätze dieses Typs bleibt, denn die damalig eher enttäuschende Passgenauigkeit und Komplexität zur Fertigstellung des Modells waren einfach zu hoch.
Noch deutlicher wurde dies mit den Modellen der frühen Bf110 Typen C,D und E. Eduard überarbeitete daraufhin die Formen neu und baute die Bausätze einfacher auf. Das Ergebnis war dann der erste Bf 109 G Bausatz aus dem Jahre 2014.
Der Umbruch der Formengestaltung kam dem Modellbauer sehr zu Gute und war m.E. nach dafür verantwortlich dass Eduard heute zu Recht einer der besten, wenn nicht sogar der Beste Hersteller von Spritzgussbausätzen in diesem Preissegment ist.
Cockpit und Rohbau
Zu Beginn eines jeden Baus sollte ausreichend über das Modell, den Kriegsschauplatz und die Einheit recherchiert werden um anschließend auch ein realistisches Finish zu erzielen. Nachdem ich ausreichend Publikationen gewälzt und Vorlagenmaterial zusammengesucht habe, konnte mit dem Bau begonnen werden, in diesem Fall mit der Gestaltung des Brassincockpits für die Fw190A-4 von eduard.
Dieses Cockpit ist an Passgenauigkeit in sich und später im Bausatz dermaßen gut, dass man glaubt das Bausatzcockpit zu verbauen. In den typischen Farben angemalt, gealtert und mit „lichtern“ versehen wirkt dieses bereits im noch nicht eingebauten Zustand sehr realistisch. Die Beiden Rumpfhälften passen gut zusammen, dennoch habe ich diese leicht gespachtelt und nachgraviert.
Die Motorsektion erhielt leichte Ergänzungen im Sinne von Lötzinn und dünnem Draht um die Zündkerzenverkabelung darzustellen, was leider jedoch im eingebauten Zustand gänzlich untergeht. Die Auspuffstutzen tauschte ich noch durch solche von Quickboost aus, da diese von eduard nicht die ausreichende tiefe hatten. Nachdem der Rumpf mit der Motorsektion und dem Cockpit zusammengefügt wurde kann ich bereits bestätigen, dass diese Focke Wulf mit dieser von 2006 nichts mehr gemeinsam hat.
Auch hier ist die Passgenauigkeit derart gut, dass es absolut nichts zu bemängeln gibt. Das von mir angesprochene nachbehandeln mit Spachtelmasse ist absolut nicht notwendig, von mir auch nur deswegen vollzogen worden, da ich im Bereich des Rumpfrückens nachgravieren musste. Die Flügelsektion ergänzte ich noch durch Resin Seiten-, Höhen- und Querflossen aus der Brassinreihe sowie Master Messingteile zur Darstellung der Flügel sowie Rumpfbewaffnung bevor diese mit dem Rumpf vereint werden kann.
Bevor es an die Lackierung geht muss die Frontverglasung noch angebracht sowie die Motorsektion und das offene Cockpit abgeklebt werden.
Das Farbenspiel kann beginnen!
Betrachtet man die Bilder des JG54 vom Frühjahr 1943 genau, fallen, insbesondere bei diesem Vorbild, neben den kräftigen Farben auch diverse Farbunterschiede auf. Ferner erkennt man leicht, dass diese Farben und auch die Farbverläufe nichts mit der Norm aus dem Reichsluftfahrtsministerium (RLM) zu tun hatten.
Man erkennt ein Dunkelgrün, welches darauf schließen lässt, dass hier Schwarzgrün RLM70 Verwendung fand. Ein kräftiges Grün, welches mit dem später eingeführten RLM82 Ähnlichkeit hat ist ebenfalls wie ein sattes Braun zu erkennen, welches jedoch auf keine RLM Farbe schließen lässt.
Es ist allseits bekannt, dass die Ostverbände Farben der Umgebung nutzten. Daher kann man davon ausgehen, dass die Maschinen in diesem Fall Farben aus russischen sowie anderen Front-, wie z.B das RLM71 aus Bomberverbänden, nutzten. Auch erkennt man, insbesondere bei der Weißen 11, dass noch Reste der Wintertarnung am Kühlerring sowie der Frontverglasung vorhanden sind. Was auch auffällt sind die unterschiedlichen Gelbtöne; das Gelb an der Motorunterseite unterscheidet sich von dem des Rumpfes und der Seitenflosse und wirkt dunkler.
Diese Gegebenheit macht das von mir gewählte Vorbild daher sehr interessant und ist für mich eine lang ersehnte Herausforderung.
Wie üblich beginne ich mit der Unterseite, genauer gesagt mit den gelb lackierten Bereichen. Der Grund hierfür ist aus der Erfahrung entstanden, dass Gelb sehr schlecht deckt und ich daher sämtliche Flächen welche später Gelb lackiert werden mit weiß grundiert habe. In diesem Zuge sind diverse Bereiche der Unterseite vorschattiert sowie die Frontverglasung und den Kühlerring am Motor Weiß lackiert worden.
Die Unterseitenfarbe in RLM76 konnte, nachdem diverse Bereiche bereits vorschattiert wurden, hauchdünn aufgetragen werden um erste Farbnuancen erkennen zu lassen. Die Oberseitenfarben an sich sind nun einigermaßen ersichtlich, was jedoch offen ist sind die Farbverläufe. Während die Backbordseite durch das Originalbild hilfreich ist, ist die Steuerbordseite sowie Flügeloberseite rein fiktiv, da es keinerlei weitere Bilder dieser Maschine zu geben scheint.
Der von mir gewählte Farbverlauf ist daher aus mehreren Anläufen entstanden und immer wieder angepasst worden, da ich letztendlich bei dem finalen Ergebnis das beste Gefühl hatte.
Die beiden Grüntöne, RLM71 Schwarzgrün sowie RLM82 Hellgrün, erhielten Ihre Farbverläufe anhand der standardmäßigen Fw190 Tarnschemen, welche in RLM74/75 gehalten waren.
Es gibt Bilder von Ostfrontmaschinen des JG51 bei denen zu erkennen ist, dass diese die gleichen Farbverläufe in Kombination mit Grüntönen aufweisen. Das JG54 hat, bedingt durch den unterschiedlichen Kriegsschauplatz, seine Maschinen mit einem helleren Grün sowie hellbraunen Ton ergänzt. Sämtliche Lackierarbeiten wurden von mir, wie üblich, frei Hand aufgetragen. Hierzu verwende ich eine Evolution Lackierpistole mit einem Düsensatz von 0,15 und hochverdünnten Farben.
Die eigentliche Herausforderung der Lackierung ist das Auftragen der nun finalen Farbe Braun. Auf dem Originalfoto ist zu erkennen, dass die Maschine im Hintergrund einen helleren Braunton aufweist wie die Maschine, welche ich darstellen möchte. Ich habe mich daher nicht für ein RLM79 sondern Gunze H310 entschieden, welches m.E nach am ehesten auf das Braun des Vorbildes passt.
Die Basis für die von mir letztendlich beschlossenen Farbverläufe kommen aus der backbordseitigen Sicht des Originalfotos. Ich habe versucht die Verläufe einfach so fortzuführen, wie sie in die nicht einsehbaren Bereiche hineinführen könnten. Schließlich habe ich, nach mehrmaligem überlackieren und korrigieren der Verläufe, die für mich reell wirkende Tarnung so belassen. Das Chipping erfolgte mittels hellem Grautons direkt im Anschluss und ohne Zwischenschicht etwaiger Lackierschritte um danach das gesamte Modell mittels MIG Dark Wash behandeln zu können.
Ein großer Vorteil für uns Modellbauer dieser feldmäßig angebrachten Nachbehandlung des Sichtschutzes ist, dass der Großteil der Wartungshinweise nicht übernommen wurde, somit auch entfallen kann. Die Decals entnahm ich allesamt aus dem Bausatz und wurden auf die zuvor mit Gunze´s Metal Primer vorbehandelten Flächen angebracht. Unter Zuhilfenahme der Weichmacher Micro Set und Micro Sol legen sich die hauseigenen Eduard Decals ohne nachzuhelfen in die Vertiefungen des Modells.
Verwitterung und Abschluss
Das Modell wäre jetzt soweit fertig um es als frisch umlackiertes Flugzeug darzustellen, welches gerade erst feldmäßig angepasst wurde.
Da ich meine Modelle jedoch immer gerne verwittere und diese m.E nach dadurch realistischer wirken, möchte ich nun auf diverse Techniken verweisen, welche ich nutze um das Modell den Zuständen an der Front dementsprechend anzupassen.
Die Flugzeuge waren den Witterungen überwiegend ungeschützt ausgesetzt und daher, bis auf wenige Ausnahmen, folglich nicht in dem Zustand wie in der Reichsverteidigung oder an der Kanalfront vorzufinden.
Das Frühjahr´43 setzte den Maschinen bedingt durch Schlamm, Sonneneinstrahlung, nachlackieren und/oder Ausbesserungsarbeiten am Lack doch sehr zu. Ferner trugen die Wartungsarbeiten unter freiem Himmel mit teilweise mangelnden und qualitativ schlechteren Utensilien dazu bei, dass die Oberflächen der Maschinen ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Der erste Schritt der Verwitterung des Oberflächensichtschutzes beinhaltet das Aufhellen sämtlicher Flächen, welche von der Sonne in Mitleidenschaft gezogen wurden. Hierzu diente mir ein recht heller Braunton, welcher hochverdünnt innerhalb sämtlicher Blechstöße und Nietreihen unregelmäßig auflackiert wurde. Um Schmutzansammlungen an den Blechstößen und Erhebungen darzustellen verwendete ich eine rotbrau-schwarz hochverdünnte Brühe, welche ich entlang aller Blechstöße und Nietreihen auflackierte.
Diese Herangehensweise wiederholte ich immer wieder bis mir das Ergebnis gefiel und nicht zu heftig erschien. Die Abgasspuren entstanden aus Gunzes Soot(Ruß), hochverdünntem dunkelbraun und einem Hauch Halbweiß.
Nachdem sämtliche Lackierarbeiten abgeschlossen waren konnte mit den Anbauteilen fortgeführt werden, um diese letztendlich am Modell anzubringen .
Fazit
Eduards neuaufgelegte Fw190 hat die Erwartungen mehr als nur erfüllt.
Die Passgenauigkeit ist gegenüber den alten Bausätzen absolut nicht mehr zu vergleichen, denn hier gibt es keinen Makel mehr.
Neben dem fantastischen Bausatz finden sich auch Zurüstteile, welche derart Passgenau sind, dass man glaubt es seien Bausatzteile.
Die Firma aus Obrnice hat mal wieder bewiesen, dass sie ein Interesse am Endkunden hat und auf die Fehler vergangener Produkte eingeht. Dies macht Eduard für mich zu einem der besten Lieferanten im 48´er Maßstab.
Ich würde mich freuen wenn Ihr meine Seite Erla´s Werke und die MNI auf Facebook besuchen würdet.