Boeing 747-8F Cargolux / 1:144 / Revell 04885

DSC05388 Introbild

Die neue Boeing 747-8F von Revell in 1:144 ist, wie das große Vorbild, eine Variante der 747-8I, die bereits 2013 erschienen ist. Sie ist im Augenblick einer der besten Airliner Bausatz in 1:144 auf dem Markt.

Die Geschichte der Boeing 747 beginnt mit einer Niederlage: Beim Wettbewerb um den neuen Supertransporter der USAF in den 60er Jahren erhielt Lockheed 1965 mit der C-5 Galaxy den Zuschlag. Boeing bot daraufhin den Airlines seinen Entwurf überarbeitet als Passagierflugzeug an und Pan Am bestellte 1966 tatsächlich 25 Exemplare des neuen Riesenverkehrsflugzeuges. Damit war der Weg frei für den „Jumbo Jet“, wie die Presse das neue Flugzeug taufte. Am 9. Februar 1969 startete der Prototyp zu seinem Erstflug. Er war damals das größte Verkehrsflugzeug der Welt und blieb es auch bis zum Erscheinen des A380 2005. Er hatte 3 Decks: Auf der unteren Ebene lagerte die Fracht und das Gepäck der Passagiere, auf dem Hauptdeck saßen die Passagiere. Darüber lag das Cockpit und nochmals ein kleiner Passagierbereich, der anfangs als Bar oder VIP-Salon, später für zusätzliche Passagiersitze genutzt wurde. Diese „Haube“ blieb das Erkennungszeichen der 747. Auf die erste Serie 100 folgte die Serie 200, die auch als Nur-Frachter mit aufklappbarer Nase oder Convertible oder Kombi Fracht/Passagier angeboten wurde. Die Abmessungen dieser Flugzeuge blieben immer gleich. Allerdings begann man das Upperdeck zu verlängern. Zunächst wurden 200er 747 umgebaut, spätere Neubauten wurden mit Serie 300 bezeichnet. Daneben bot Boeing eine verkürzte Version 747SP mit extremer Reichweite an.

In den 80er Jahren erhielt der Jumbo ein Facelift. Die Version 400 erhielt das große Upperdeck der 300er Serie, wurde aber aerodynamisch und strukturell umgestaltet. Die 2m längeren Tragflächen erhielten Winglets an ihren Enden. Das neue Glascockpit benötigte nur noch 2 Mann Besatzung. 1989 wurde die erste 747-400 ausgeliefert. Mit über 700 gebauten Exemplaren ist dies die erfolgreichste Serie der 747.

Nachdem man sich zunächst auf die Entwicklung (787) und Weiterentwicklung (737 und 777) zweistrahliger Muster konzentriert hatte, kündigte Boeing im November 2005 eine neue, größere 747 Version an, die die Kapazitätslücke zwischen Boeing 777-300 bzw. Airbus A340-600 und Airbus 380-800 schließen soll. Dazu wurden der Rumpf um 6,50m und das Upperdeck nochmals gestreckt. Damit ist die Boeing 747-8 mit 76,30 Metern augenblicklich das längste Passagierflugzeug der Welt und löst den Airbus A340-600 (75,36 Meter) ab. Auch aerodynamisch wurde das Flugzeug verändert, statt der nach oben gebogener Winglets besitzt die 747-800 „Raked Wingtips“. Angetrieben wird die 747-800 von 4 General Electric GEnX Triebwerken, die bis zu 20% sparsamer sein und 30% weniger Emissionen an die Umwelt abgeben sollen. Eine Frachter- unter der Bezeichnung 747-8 Freighter (747-8F) und die Passagier-Version 747-8I werden angeboten. Allerdings blieben die Bestellungen hinter den Erwartungen zurück. Bis Mai 2014 waren lediglich 120 747-800 bei Boeing bestellt: 69 Frachter und 51 Passagierflugzeuge. Der größte Auftrag für die 747-8I kam von der Deutschen Lufthansa (LH Bezeichnung 747-830). Von 20 bestellten Flugzeugen sind 13 inzwischen ausgeliefert worden. Allerdings verweigerte die LH auch die Abnahme der ersten 747-8I, die vorher als Testflugzeug bei Boeing geflogen war, daher sollen nur insgesamt 19 Exemplare an LH geliefert werden. Außer Lufthansa haben nur Transaero, Korean Airlines, Arik Air und Air China die Passagierversion bestellt. Außerdem liegen Bestellungen für Vip-Flugzeuge vor. Da entsprach der Frachter schon eher den Bedürfnissen der Kunden. 69 Flugzeuge wurden bis jetzt an 9 Airlines ausgeliefert, obwohl auch hier der Trend zu kleineren Typen wie Boeing 777 und A330 geht. So kann man auch in Frankfurt 747-8F Frachter von Cathay Pacific, British Airways, Air Bridge Cargo und Saudia regelmässig beobachten.DSC05405 Vergleich Passagier u. FrachtversionDSC05397Allr TeileDSC05406 Glasteile

Modell: Über die Qualität von Revells 747-800I wurde bereits an anderer Stelle berichtet. Der neue Bausatz der 747-8F unterscheidet sich wie das große Vorbild durch einen neuen Rumpf von der Passagierversion. Revell hat sich nicht dazu verleiten lassen, ein Umbauteil für das kürzere Upper Deck des Frachters abzuspritzen und umständliche Ausschneideanweisungen in die Bauanleitung zu drucken, sondern hat einen vollkommen neuen Rumpf mit kurzem Upper Deck und entsprechend reduzierter Verglasung gespritzt. Der attraktive und praktische Stülpkarton ist randvoll mit 167 Teilen an 7 weißen und 3 Klarsichtspritzlingen (die Rumpfhälften liegen extra bei), die alle sorgfältig in Plastikbeuteln eingeschweißt sind. Auch einen Ständer zur Präsentation des fertigen Modells in Flugkonfiguration legt Revell bei. Der Zusammenbau wird von einer 15 seitigen Bauanleitung in 54 Schritten begleitet. 3 Seiten Risszeichnungen erklären Lackierung und Lage der Decals.

DSC05403Detail Cockpit

2 Teile helfen gegen die sonst übliche Leere in Airlinercockpits: Sitze und Instrumentenbrett sind bereits auf dem Cockpitboden anmodelliert, nach hinten wird das Cockpit durch eine Rückwand begrenzt. Natürlich kann der Modellbauer sich hier noch an Details austoben. Die aufklappbare Nase des Frachters ist graviert. Eine Inneneinrichtung für das Frachtdeck hat Revell nicht vorgesehen. Dies hätte das Modell natürlich verteuert. Wer ein Ladediorama mit offener Nase darstellen möchte, ist auf Eigenbau angewiesen. Nicht nur Cockpit- und Upper-Deckverglasung, sondern auch die wenigen Fenster des Frachtraumes liegen als Klarsichtteile bei. Wer Decals bevorzugt: Revell hat auf dem umfangreichen Bogen auch Cockpit- und Rumpf-Fensterdecals gedruckt.

 

Auch die Fahrwerkschächte sind gut detailliert. Leider muss das Fahrwerk schon vor dem Zusammenbau der Rumpfhälften eingebaut werden, was für den weiteren Zusammenbau erhöhte Bruchgefahr bedeutet. Laut Bauanleitung sollte man 40gr Ballast im Bug anbringen, damit das Flugzeug später sicher auf dem Bugrad steht, obwohl das mittlere Hauptfahrwerk hinter dem Schwerpunkt angebracht ist. Bei den Rädern hat Revell den Durchmesser der Bugräder kleiner als den des Hauptfahrwerkes geformt. Tatsächlich ist dies bei der Serie 800 auch beim Original der Fall. Frühere Serien hatten bei Haupt- und Bugrädern die gleiche Größe.

DSC05400 Detail Fan

Im Bereich der Tragflächen wird der Rumpf noch durch einen Spant verstärkt. Die Tragflächen kommen in je 2 Hälften. Es ergeben sich aber trotzdem relativ scharfe Hinterkanten. Die Landeklappenschienen müssen aus je 2 Hälften zusammengeklebt extra an die Flügel montiert werden. Bei den Triebwerken hat Revell von Zvesda gelernt: Wie beim Dreamliner und Zvesdas 747-8I sind auch bei Revell die Fans so gestaltet, dass man wie beim Original hindurchsehen kann. Auch hier kann ich die Kritik einiger Modellbauer im Netz nicht nachvollziehen: Offensichtlich hatten die Kritiker Probespritzlinge erhalten, bei denen die Spinner nicht richtig ausgegossen waren. In meinem Serienbausatz haben die Spinner jedenfalls die richtige Form! Außerdem sind die Frontteile der Triebwerke als Ring gespritzt: Dadurch entfallen die sonst üblichen Spachtelarbeiten an den Klebenähten und es besteht auch keine Gefahr der Verformung durch zu starkes Klammern der Triebwerkhälften. Die gezackten Enden von Fan – und heißem Bereich werden extra montiert und sehen realistisch aus. Die zahlreichen Kleinteile wie Antennen und Staurohre sollten erst nach dem Lackieren angebracht werden.

Der Bemalungsplan ist ausführlich. Allerdings werden die Farben nur mit Revell Nummern benannt. Dabei müssen 4 Farben nach gemischt werden, darunter auch das Cargolux-Grau, Revell371, das durch das Mischen mit Glanzlack brillanter werden soll. Der neue Jumbo trägt das Standardkleid der Cargolux: Besagtes Grau über Alles und Alusilberne Flächen- und Leitwerksvorderkanten. Die Höhenleitwerke haben noch größere Aluflächen.

DSC05391 Decal

Das umfangreiche und scharf gedruckte Decal lässt nur Cargolux Flugzeuge zu: Cargolux war Erstkunde der 747-8F, allerdings gab es um die Übernahme der ersten Flugzeuge Streit mit Boeing. Sie erbrachten erst nach umfangreichen Nacharbeiten die versprochenen Leistungen. Revell legt Kennungen, Taufnamen und Wappen für 6 Cargolux Frachter (von bisher 9 ausgelieferten) bei. Neben Türmarkierungen und Walkways sind auch die Krueger Flaps als Decal dargestellt. Während das Cockpit als Rahmen oder als Volldecal vorhanden ist, sind die Kabinenfenster nur als Volldecal enthalten. Während man bei der Passagierversion bis jetzt nur Prototyp-, LH- und die zur Fußball WM kreierte Sonderlackierung „Fanhansa“ zur Auswahl hat, gibt es für den Frachter bereits Decals für mehrere Airlines bei Nazca, Two-Six, Draw und Anderen zu kaufen.

Einige Beispiele, die ich un Frankfurt aufgenommen habe:

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747-8F Air Bridge Cargo

747-8F Air Bridge Cargo

Die neue 747-8F von Revell ist ein Superbausatz. Trotz vieler Teile kann er auch relativ unerfahrenen Modellbauern empfohlen werden, vorausgesetzt, sie halten sich an die sehr ausführliche Bauanleitung. Der detaillierte, in Italien gedruckte Decalbogen rundet die positive Gesamterscheinung dieses Kits ab. Mit einem Preis um 25€ ist das Preis/Leistungsverhältnis durchaus in Ordnung.

Steckbrief

Bausatz: Boeing 747-8F Cargolux 1:144

Formenvariante (neuer Rumpf)

Material: Polystrol,

Anzahl Teile: 167

Makierungsvarianten 1 (Cargolux, Kennungen für 6 Flugzeuge)

Hersteller/ Nr. Revell 04885

Erscheingungstermin: Mai 2014

Preis: ca.25.-€

Wir danken der Firma Revell für die Bereitstellung des Besprechungsmusters.

 

 

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