Revells A320 mit Etihad – Decals ist natürlich eine Wiederauflage des New Mould Kits von 1999 und kann immer noch empfohlen werden. Absolutes Highlight sind die neuen Abziehbilder, weswegen sich der Kauf alleine lohnt.

Geschichte: Mit dem A320 startete Airbus Industries 1987 seine erfolgreiche „Narrow body“ Familie. Der A320 ist das Grundmodell auf dem die verlängerte  Version 321 und die verkürzten Versionen 319 und 318 basieren. Entsprechend deckt Airbus mit seiner Schmalrumpf-Familie die Sitzkapazitäten zwischen 107 (A318) und 236 (A321) Passagieren ab.Der Erstflug fand am 22.2.1987 statt, am 28.3.1988 erhielt Air France ihren ersten kleinen Airbus.

Mit 12411 bestellten Exemplaren (Stand Dezember 2015), von denen 6876  bereits ausgeliefert wurden, gehört die A320 Familie neben Boeings 737 Reihe zu den erfolgreichsten Kurz- und Mittelstreckenverkehrsflugzeugen der Welt. 4142 der ausgelieferten Schmalrumpfflugzeuge sind A320.

Inzwischen bietet Airbus auch eine modernisierte Version (NEO) der kleinen Airbusse an, damit diese Flugzeugfamilie auch weiterhin für die Airlines attraktiv bleibt. Erste Neo fliegen bereits bei Lufthansa und Indigo.

Auch die erst 2003 gegründete Etihad, die von Abu Dhabi aus operiert und sich zu einer der wichtigsten Airlines der Golfregion entwickelt hat, betreibt 35 kleine Airbusse, darunter 23 A320, in ihrer Flotte.

Modell: Entsprechend der Bedeutung dieses Flugzeuges gab es 2 Bausätze von Revell im Maßstab 1:144: Der Ältere, der einen A320- 100 in früherer Lufthansa Bemalung zeigt, der nochmals überarbeitet als LH A320-200 angeboten wurde, entspricht nicht mehr den Erwartungen an ein New Mould Modell von Revell. Sein einziger Vorteil, er enthielt einen Flugzeugschlepper mit Schleppstange. Etwa 10 Jahre später, 1999, kam dann  ein New Mould Modell auf den Markt. Zunächst in  Condor und Swissair Markierungen, gingen dem Modell die Vorbilder aus: Swissair ging in Konkurs und Condors Managment wollte diese Traditionsmarke in Thomas Cook aufgehen lassen, was gründlich misslang. Die nächste Version enthielt folgerichtig Thomas Cook Decals und dann verschwand der Bausatz aus den Katalogen.

2008 kam der Revell-Kit  in  Lufthansa Bemalung zurück und wurde  seither immer wieder mit anderen Decals (Edelweiss, Air Berlin etc.) aufgelegt. Inzwischen hat auch Zvesda einen A320 in 1:144 herausgebracht. Vor allem ein komplettes Cockpit und die Option alle Klappen in unterschiedlichen Stellungen („full flap“) einbauen zu können zeichnen Zvesdas A320 aus. Wer aber nicht auf „Full Flap Wings“ aus ist, trifft mit dem Revell Kit immer noch eine sehr  gute Wahl.

Auch das Etihad- Modell ist, eigentlich keine Überraschung, eine Neuauflage des New Mould Bausatzes von 1999. Die 60 Bauteile sind immer noch gut  detailliert, negativ graviert – allerdings zeigt die Form an einigen Stellen Unsauberkeiten. Dies ist aber mit einem scharfen Bastelmesser und etwas Schleifpapier leicht zu korrigieren.

Leider hat Revell bei der Neuauflage die Tragflächenunterseiten nicht geändert. Die Landeklappenschienen sind direkt an die Tragflächen  gegossen und Revell hat auch die nur beim A 321 eingebauten zusätzlichen 5 kleinen Schienen unter jeder Fläche modelliert. Für die kürzeren A318, A319 und A320 sind diese verkehrt und müssen vom Modellbauer vorsichtig entfernt werden (siehe Skizze in der Bauanleitung).

Das Modell kann nach der übersichtlichen, neuen, farbigen Bauanleitung gut zusammengebaut werden. Abweichend hiervon habe ich in das Cockpit Rückwand und Boden  aus Plastic-Sheet eingebaut. Es wirkt einfach besser, wenn man nicht vom Cockpit aus durch den ganzen Rumpf sehen kann, beim Spritzen hält der Spant den Farbnebel von der Cockpitverglasung fern und das Gegengewicht, das notwendig ist, dass das Modell später auf dem Bugrad steht, läßt sich besser fixieren.

Den Rumpf habe ich innen schwarz gestrichen, das Bugfahrwerk erst nach dem Lackieren eingeklebt, ansonsten das Modell aus dem Kasten gebaut. Die Kabinenfenster sind durchbrochen, müssen nach dem Lackieren mit Clearfix oder Weißleim verschlossen oder verspachtelt und mit Fensterdecals dargestellt werden. Für das Cockpit liegt ein gut passendes Klarsichtteil bei. Allerdings ist es etwas zu klein geraten: Die Fenster im Originalcockpit entsprechen dem Revell-Teil ohne die geprägten oberen und unteren Rahmen. Man kann diese Gravuren natürlich mit feinstem Schleifpapier entfernen.

Die Tragflächen sind dreiteilig ausgeführt. Dadurch ist die V-Stellung zum Rumpf definiert. In den Hauptfahrwerksschächten sind Hydraulikleitungen angedeutet. Winglets und die Klarsichtverkleidungen der Positionslampen an den Tragflächenenden liegen extra bei. Wer sich an den etwas kleinen Winglets stört, kann Ersatz bei Kleinserienherstellern finden. Auch die neuen Sharklets genannten großen Winglets hätte ich mir gewünscht (alle neu ausgelieferten A320 sind damit ausgerüstet), aber auch hier hat Revell nichts geändert. Die letzten an Etihad gelieferten A320 haben übrigens solche Sharklets.

Die Triebwerke sind so passgenau, dass sie erst nach dem Lackieren angebaut werden können. Im Gegensatz zu anderen Bausätzen der A 320 Familie hat Revell der Etihad-Ausgabe nur die CFM Triebwerke beigelegt. Das ist schade: Etihad nutzt in ihrer Flotte nämlich beide möglichen Triebwerke CFM und IAE V2500. Ich habe im Netz nur Flugzeuge mit IAE Triebwerken in der neuen Lackierung gefunden, die 2014 mit der Einführung von A380 und Boeing 787 kreiert wurde. Das von Etihad zur Verfügung gestellte Deckelbild zeigt zwar  CFM Triebwerke. Es ist aber stark retuschiert und die Kennung fehlt. Bis 2017 sollen alle Flugzeuge der Etihad Flotte mit diesem neuen Anstrich versehen sein.

In diesem Zustand sollte das Modell lackiert werden. Während der Zusammenbau problemlos verlief, ist der Modellbauer jetzt gefordert.

. Es gibt nur eine Option: Etihad: Die Rumpffarbe dieser Airline muss angemischt werden. Revell schlägt 75% Weiß, 20% Orange und 5% Aluminium vor. Offenbar hält kein Modellfarbhersteller den passenden Farbton vor. Im Netz findet sich noch folgende Mixtur 75% Humbrol 22, 25% Xtracolor X321 Saudi tan und darüber eine Schicht Xtracolor X369 MICA 2. Britische Modellbauer haben herausgefunden, dass ein Nagellack , ‘NYC Mulberry Street’ nail varnish (http://www.britmodeller.com/forums/index.php?/topic/234999420-boeing-777-1144-zvezda-etihad-livery/), den perfekten Farbton ergibt. Wie man in Deutschland diesen Lack erwerben kann, habe ich noch nicht ausprobiert.

Der tolle Decalbogen selbst entstand  in Zusammanarbeit mit  Danny Coremans (Daco). Er ist in Italien gedruckt und enthält neben der neuen Livery, Geometrische Farbfelder, die die Farben der Landschaften in der Golfregion spiegeln sollen, die notwendigen Beschriftungen. Da einzelne Buchstaben für die Kennung beiliegen, könnte man sich seinen individuellen Etihad A320 erschaffen, wenn da nicht die Sache mit den Triebwerken wäre. Ich würde dann Revell vertrauen und die A6-EIZ markieren. Außerdem sind eine Menge Markierungen und Stencils wie Türumrandungen, Walk Ways, Notausstiegmarkierungen und die Metallflächen der Pylone auf dem Bogen enthalten. Alleine wegen des Decals lohnt sich der Kauf des Modells. Bedenkt man, was Alternativ-Decals der einschlägigen Hersteller kosten, so erhält man hier zum Preis eines Decals ein Topabziehbild und noch ein Modell dazu.

Fazit: Der A 320 Etihad von Revell in 1:144 ist eine willkommene Wiederauflage dieser Version. Wegen seiner guten Paßgenauigkeit, einfachen Aufbaus und  der übersichtlichen Bauanleitung kann dieser Bausatz auch Anfängern empfohlen werden. Die Anschaffung des Kits lohnt sich alleine wegen der gut gemachten Decals. Ein Etihad A320 ist in jedem Fall eine bunte Bereicherung jeder Airliner-Sammlung.Wer die Kit Decals  nicht mag, findet in den Katalogen der einschlägigen  Decalhersteller dutzende von Alternativen. Alleine deswegen war eine Neuauflage längst überfällig.

Steckbrief

• Bausatz: Airbus A 320 Etihad Airways –
• Hersteller: Revell
• Art.Nr.: 03968
• Markierungsoptionen: 1
• Maßstab: 1:144
• Material: Plastikspritzguss
• Erscheinungsdatum: Mai 2016
• UVP-Revell: 14,99 €
• Link zum Hersteller: http://www.revell.de

• Wir danken der Firma Revell für die Bereitstellung des Besprechungsmusters.